J. Reiss, B. Iglseder, M. Kreutzer, I. Weilbuchner, W. Treschnitzer, H. Kässmann, C. Pirich, R. Reiter
BMC Geriatr. 2016;16(1):52
Sarkopenie ist ein weit verbreitetes, geriatrisches Syndrom, das mit schwerwiegenden Gesundheitsschäden assoziiert ist. Die europäische Arbeitsgruppe zu Sarkopenie bei älteren Menschen (EWGSOP) schlägt verschiedene Methoden für die Identifizierung von Sarkopenie vor. Jedoch gibt es wenige Daten von stationär behandelten, geriatrischen Patienten zum Vergleich der verschiedenen methodologischen Optionen.
Auf Grundlage der Empfehlungen der EWGSOP wurden bei 60 stationär behandelten, geriatrischen Patienten die Ganggeschwindigkeit, Handkraft und die Muskelmasse, sowohl mit dual X-ray absorptiometry (DXA) als auch Bioimpedanzanalyse (BIA), gemessen. Die Muskelmassenmessungen der DXA und BIA wurden mit linearer Regressionsanalyse und Bland-Altman-Grafiken verglichen. Die Ergebnisse der DXA- und BIA-basierten Ansätze zur Klassifizierung, ob die Studienteilnehmer eine normale oder reduzierte Muskelmasse und Sarkopenie gemäß des EWGSOP-Algorithmus hatten, wurde über krude Übereinstimmung und kappa Statistik verglichen. Abschließend, basierend auf der hypothetischen Annahme, dass DXA-basierte Ansätze als Referenz verwendet werden können, wird die Leistungsfähigkeit der BIA-basierten Methoden dargestellt.
Die durch BIA bestimmte Muskelmasse korrelierte im hohen Maße mit den Werten der DXA (r > 0.9), aber die BIA überschätzte die Muskelmasse systematisch. Die durchschnittliche Differenz zwischen DXA und BIA betrug -1.30 kg (p < 0.001) bei der appendikulären und -2.33 kg (p < 0.001) bei der Gesamtmuskelmasse. Die grobe Übereinstimmung zwischen DXA- und BIA-basierten Ansätzen zur Zuordnung, ob Patienten normale oder reduzierte Muskelmasse aufweisen, betrug, abhängig vom verwendeten BIA-Grenzwert, bestenfalls 80 %. Das funktionale Prä-Screening gemäß dem Sarkopenie-Algorithmus der EWGSOP reduzierte die Notwendigkeit für Muskelmasse-Messungen um 37 %, aber änderte die Übereinstimmung zwischen DXA- und BIA-basierten Ansätzen nur unwesentlich.
Kommentar: Kliniker sollten sich bewusst sein, dass bei stationär behandelten, geriatrischen Patienten die BIA-basierten Methoden zu starken Abweichungen bei den Subgruppen der sarkopenen/nicht-sarkopenen Individuen im Vergleich mit DXA-basierten Ansätzen bei Verwendung des EWGSOP-Algorithmus führt. In dieser Pilotstudie klassifizierten die BIA-basierten Ansätze fast 1 von 6 Patienten falsch, wenn der DXA-basierte Ansatz als Referenz verwendet wird.